Wussten Sie, dass die Nachbarschaftstische ein im englischsprachigen Ausland recht bekanntes Vorbild haben? Den „Casserole Club“ (Auflauf-Club), der besonders in Großbritannien und Australien Anklang gefunden hat. Dort heißt es „Bring eine Teller – hol einen Teller – sprich über den Club“.
Aber auch im Amt Hüttener Berge wurden wir im August 2021 überraschend darauf aufmerksam gemacht, dass in Osterby ein „Essens-Club“ existiert, der einem Nachbarschaftstisch erstaunlich ähnlich ist: das Osterbyer Witwendinner. Natürlich konnten wir nicht anders, als die Projektkoordinatorin des Amtes Hüttener Berge bei den Damen vorbeizuschicken. Dort hat sie gut gegessen und viel gelernt:
Alles begann im Jahr 2008 in einer eher schweren Zeit. Die teilnehmenden fünf Osterbyer Damen waren zu diesem Zeitpunkt bereits Witwen. Durch regelmäßige Besuche bei einer Freundin im Krankenhaus verbrachten die Osterbyerinnen plötzlich deutlich mehr Zeit miteinander. Bald entschied man sich, vorm Krankenhausbesuch gemeinsam zu essen. „Wir merkten sofort, wie schön das war und beschlossen, jeden Sonntag gemeinsam zu essen.“ Das Osterbyer Witwendinner war geboren.
Heute sind die fünf Damen alle um die 80 Jahre alt. Seit 2008 treffen sie sich, besuchen sich gegenseitig und kochen reihum. Warum treffen sie sich sonntags? „Der Sonntag ist für alleinlebende Menschen der einsamste und langweiligste Tag, da wenig Besuch kommt, alle Geschäfte zu sind und nicht-alleinlebende Menschen beschäftigt sind.“
Gekocht wird Hausmannskost, einfach und bodenständig. Es geht darum, nicht zu viel Aufwand zu betreiben und die anderen Köchinnen nicht übertrumpfen zu wollen. Erbsen- und Linsensuppe oder Mehlbüddel sind nur einige von den Gerichten, die gut ankommen.
Bei den fünf Osterbyerinnen bleibt es nicht beim gemeinsamen Essen. Danach wird gespielt, am liebsten Gedächtnis- und Konzentrationsspiele. Manchmal wird auch gemeinsam gesungen.
Ist es nicht traurig, wenn sich fünf Witwen treffen? „Das ist überhaupt nicht so. Wir lachen gemeinsam über schöne Erinnerungen, haben Spaß und schmieden Pläne für die Zukunft. Wir wurden noch engere Freundinnen und haben auch schon gemeinsame Kur-Urlaube und sogar eine Heißluftballonfahrt gemeinsam gemacht.“
Jutta Hast, Initiatorin des „Witwendinners“, weiß eines sicher: „Um im Alter nicht allein zu sein, muss man sich kümmern, je früher, desto besser. Ich wurde immer dafür belohnt, wenn ich mich getraut habe, den ersten Schritt zu machen.“
Das Osterbyer Witwendinner zeigt eindrücklich, warum Nachbarschaftstische ältere Menschen unterstützen können. Uns als Projektteam motiviert das jeden Tag.